Diätetische Hinweise bei Gicht
Typisch für einen Gichtanfall ist folgende Situation: Wasserverlust durch Wärme und Schwitzen (alle Stoffe im Blut liegen dann in einer höheren Konzentration vor), alkoholische Getränke (vor allem Bier), Vorspeise mit Anchovis (Sardellen), ein Essen mit geräuchertem, fettem Schweinefleisch (Kassler, Schinken, Eisbein) mit Erbspürree und Schokoladenpudding oder Erdnüsse zum Nachtisch – und von allem noch zu viel. Mit hoher Wahrscheinlichkeit tritt einen halben Tag später (in der Nacht) die Harnsäure über die Ufer, und ein Gelenk entzündet sich. Voraussetzung: grenzwertige oder erhöhte Harnsäurewerte. Mit Entzündungen versucht der Körper störende Einflüsse zu beseitigen. Das gelingt im Falle des Gichtanfalles auch, allerdings um den Preis der dauerhaften Schädigung von Gelenken. Jedes ehemals entzündete Gelenk ist anfälliger in der Zeit danach. Der erste Gichtanfall ist nie der letzte, wenn die Lebensweise nicht deutlich geändert wird.
WIE HOCH DÜRFEN DIE SERUM-HARNSÄUREWERTE SEIN?
Bei Frauen bis 5,7 mg/dl, bei Männern bis 7,0. Wird die erhöhte Serumharnsäure medikamentös behandelt, sind Werte um 5,5 anzustreben. Werte darunter gelten als überbehandelt. Gichtgefahr besteht ab 8.5 (Frauen), bzw. 9 (Männer). Im Bereich zwischen 6 und 8,5 entsteht die chronische Gicht.
Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2000 ml/24 h und eine Zurückhaltung bei alkoholischen Getränken, besonders bei Bier. Bier enthält neben dem Alkohol, der selber zu einer Erhöhung des Harnsäurespiegels führt, beträchtliche Mengen einer Substanz (Guanosin), die ebenfalls den Serum-Harnsäurespiegel stark erhöht. Kaffee behindert die Harnsäureausscheidung, meiden sie ihn. Da Übergewicht ein entscheidender Risikofaktor für einen zu hohen Serumharnsäurespiegel (Hyperurikämie) und Gicht ist, muß eine Gewichtsabnahme angestrebt werden. Ratsam ist eine Steigerung der körperlichen Aktivität.
Folgende Nahrungsmittel sollten nur 3-4x pro Woche auf den Tisch kommen:
Fleisch, Aal, Geflügel (besonders die Keulen), Meeresfrüchte, Bohnen, Linsen, Erbsen, Spinat, Sauerampfer, Mangold, helles Weizenmehl.
Auch bei strengster Diät sind folgende Nahrungsmittel erlaubt: Käse, Quark, Nüsse (außer Erdnüsse),Obst, (vor allem Blatt-) Gemüse, Möhren, Pellkartoffeln, Eier, Vollkornbrot ohne Sauerteig und ohne Hefe, z.B., mit Backferment gebacken (möglichst nicht allzu frisch) und Nudeln.
Tabelle: Puringehalt gebräuchlicher Nahrungsmittel (Nahrungsmittel, die zu einer Erhöhung des Serumharnsäurespiegels führen. Je höher der Puringehalt ist, umso höher ist das Risiko, daß der Serumharnsäurespiegel ansteigt)
Sehr hoher Puringehalt (>200 mg/100 g)
Fleischextrakt 3500 mg | Bries/Thymus 1090 mg |
Milz 310 mg | Leber 240 mg |
Niere 240 mg | Lunge 240 mg |
Herz 200 mg | Sardellen 410 mg |
Ölsardinen 350 mg | Brathering 300 mg |
Thunfisch 290 mg | Sprotten 250 mg |
Heringsfilet 210 mg |
Hoher Puringehalt (100 – 200 mg/100 mg)
Rindfleischbouillon 190 mg | Hammel (Lende/Keule/Kotelett) 140-150 mg |
Bockwurst, Bratwurst 140 mg | Div. Aufschnittwurstsorten 110-140 mg |
Schweinefleisch 120-140 mg | (Filet/Haxe/Keule/Schnitzel/) 125 mg |
(Filet/Eisbein/Bauchfleisch/Kotelett/gegartes Fleisch) Kalbfleisch 125 mg
Rindfleisch 120-130 mg | Schinken (gekocht) 110 mg |
Zunge (Rind/Kalb/Schwein) 170 mg | Hirn 100 mg |
Knochenmark 100 mg | Forellenfilet 170 mg |
Karpfen 160 mg | Seezunge 160 mg |
Hecht 140 mg | Rotbarschfilet 130 mg |
Kabeljaufilet/Dorsch 120 mg | Kaviar 120 mg |
Heilbutt 120 mg | Schellfisch 110 mg |
Seelachsfilet 110 mg | Bückling 110 mg |
Zander 110 mg | Scholle 100 mg |
Geflügel | Truthahn 170 mg |
Gegartes Hühnerfleisch 125 mg | Huhn (Brathuhn/Brust/Keule) 110 mg |
Gans 100 mg | Rehkeule 110 mg |
Hirsch 110 mg | Hase 110 mg |
Fasan 110 mg | Linsen 185 mg |
grüne Erbsen 145 mg | weiße Bohnen 130 mg |
Erdnüsse 100 mg | Getreideprodukte und Teigwaren |
Gerstenmehl 170 mg | Graupen 170 mg |
Hafergrütze 170 mg |
Mäßig hoher Puringehalt (50 – 100 mg)
Blutwurst 90 mg | Aal 80 mg |
Schinken, roh 70 mg | Schillerlocken 65 mg |
Speck 70 mg | Krabben 60 mg |
Hühnerleber 70 mg | Hummer 60 mg |
Geräucherte Makrele 95 mg | Ente 80 mg |
Austern 90 mg | Kaninchen 95 mg |
Spinat 70 mg | Rosenkohl 55 mg |
Steinpilze 50 mg | Haferflocken 90 mg |
Paniermehl 70 mg | Gries 55 mg |
Geringer oder fehlender Puringehalt
Feldsalat 45 mg | Pfifferlinge 35 mg |
Spargel 30 mg | Möhren 20 mg |
Champignons 20 mg | Nudeln 15 mg |
Kartoffeln 10 mg | Tomaten 10 mg |
Reis 0 mg | Nüsse außer Erdnüssen 0 mg |
Alle Gemüse außer den oben genannten 0 mg | Roggenbrot, Mischbrot 40 mg |
Weizenmehl 20 mg | Weißbrot 15 mg |
Milch 0 mg | Butter 0 mg |
Käse 0 mg | Yoghurt 0 mg |
Quark 0 mg | Mineralwasser 0 mg |
Tee 0 mg | Kakao 0 mg |
Fruchtsäfte 0 mg | Limonade 0 mg |
Sekt 0 mg | Wein 0 mg |
Alkohol führt jedoch zur Entwässerung !
Achtung mit der Wechselwirkung zwischen harnstoffsenkender Medikation und Aspirin.